Von Deutschen und Briten – Der Versuch eines Vergleichs
Unser Gesundheitssystem … Tja, das
ist ein Thema für sich:
Die Ärztedichte auf dem Land; die Gleichstellung von
Patienten unterschiedlicher Kassenzugehörigkeit; die korrekte, fachliche
Versorgung; und dann muss man ja auch erst mal einen Termin bekommen! Also ich
muss oft sogar zwei Wochen auf einen Termin beim Zahnarzt warten!
Anders in
Großbritannien.
Dass die gesundheitliche Versorgung
im Vereinigten Königreich nicht gerade toll ist, positiv ausgedrückt, ist
hinlänglich bekannt. Zahnärztlich setzen die Verantwortlichen dem aber noch die
Krone auf (Achtung: doppeltes Wortspiel!). Dort dauert die Wartezeit für eine
Zahnbehandlung nämlich locker 18 Monate! Immerhin hat man so wenigstens genug
Zeit, um sich mental ausreichend auf die Behandlung vorbereiten zu können.
Neulich las ich über einen 62-Jährigen
aus der südenglischen Grafschaft Cornwall, der aufgrund eines längeren
Auslandsaufenthaltes mal einfach so aus der Patientenkartei seines
Stammzahnarztes gestrichen wurde – ohne Rückkehrmöglichkeit. Auch seine zahlreichen
Anfragen bei Zahnarztpraxen des National
Health Services gingen ins Leere (der „NHS“ ist vergleichbar mit unserem
System „gesetzlich versichert“). Dem Mann plagten aber nun so starke
Zahnschmerzen, dass dringend Abhilfe von Nöten war, letztlich griff er zur
Zange und zog sich den kranken Zahn selbst. Aua!
In Großbritannien ist die Zahnarztversorgung
aber nicht nur auf dem Lande prekär, auch in Großstädten wie London finden
Patienten offenbar immer öfter keinen behandlungswilligen, staatlichen Zahnarzt
– im vergangenen Jahr traf das laut „NHS England“ auf mehr als einer Million
Patienten zu. Gemäß Fachleuten wird der Brexit (aufgeschoben ist ja nicht
aufgehoben) diesen Zustand noch verschärfen, denn ein Großteil der in
Großbritannien tätigen Mediziner stammt aus der EU. Ein besonderes Problem in
Großbritannien stellen die Praxisketten dar. Patienten dieser Zahnarztpraxen
klagen immer wieder über hohe Preise, schlechte Qualität der Behandlungen und
dubiose Beratungsgespräche. Wollen Patienten zahnärztlich
behandelt werden sind sie fast gezwungen, eine private Versicherung abzuschließen.
Um auf den Fall des eingangs erwähnten Patienten aus Cornwall zurückzukommen:
Eine Zahnextraktion durch einen privat praktizierenden Zahnarzt hätte ihn angeblich
mehr als 200 Pfund gekostet. Das macht auch Aua, im Geldbeutel.
Bei solchen Geschichten vergeht mir
doch glatt das Schimpfen auf die schlimme Gesundheitsversorgung in Deutschland.
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